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Beitrag der Fussballsparte auf der JHV 2023

Auf der Jahreshauptversammlung 2023 berichteten unsere Spartenleiter*innen Erfolge, Veränderungen aus dem vergangenem halben Jahr und auch zukünftige Planungen. Der Spartenleiter Mitja Klatt hat diesen Zeitpunkt genutzt, um den Teilnehmer*innen der JHV ein wichtiges und elementares Thema des Vereinswesens offen zu legen. Wie entwickelt sich unser Verein? Was tun wir für den Nachwuchs? Wie verändert sich das Ehrenamt? Das sind nur wenige Fragen, die in dem Beitrag der Fussballsparte Platz fanden. Die ganze Rede findet ihr hier.

Die Gegenwart und Zukunft des Ehrenamtes und des Vereins

Beitrag zur JHV 2023 Mitja Klatt Fussballspartenleitung:

Liebe Mitglieder des TV Grundhof,

entgegen der Erwartungshaltung eines Berichts der fußballerischen Ergebnisse und Erfolge der letzten sechs Monate, seit dem ich (Mitja Klatt) im Amt bin, möchte ich den Versuch einer bestmöglichen Deutung der aktuellen Situation und möglichen Entwicklungen in der Fußballsparte unternehmen. Ausdrücklich ist das meine persönliche Sicht der Dinge. Andere Einschätzungen dürfen ihren Platz haben. Mit meinen Zuschreibungen meine ich ausdrücklich nicht alle Mitglieder. Manche Gedanken könnten auch auf andere Sparten übertragen werden.

Wenn ich heute auf die Mitglieder-Zahlen gucke, kann ich es kaum glauben. Über 1.000 Mitglieder im Verein, 413 Mitglieder in der Fußballsparte - wovon 244 Mitglieder mindestens das 18 Lebensjahr erreicht haben.

Wir schaffen es mit ungefähr 40 Ehrenamtler*innen unser Fußball-Angebot zu organisieren. Ich finde das nicht selbstverständlich. Ich finde es faszinierend, wozu wir fähig sind, wenn wir uns organisieren.

Mir scheint es jedoch, und das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen, dass das Funktionieren und Fortbestehen der Sparte gewissermaßen zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Scheinbar ist das Wesen unseres Vereins, die Grundfeste sozusagen, etwas in Vergessenheit gerate.

Um dem entgegenzuwirken, bediene ich mich nachfolgend ein paar anerkannten soziologischen Ansätzen und Überlegungen (Borggrefe/Cachay/Thiel 2012: 307 – 323).

Betrachte ich die Entstehungsgeschichte von Sportvereinen seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland so ging es vor allem um eines:
„Das Besondere des Sportvereins gegenüber anderen freiwilligen Vereinigungen ergibt sich lediglich aus seiner Aufgabe – nämlich ein Sportangebot zur Verfügung zu stellen [...].“ (Heinemann/Horch 1981: 125)

Doch es ging nie ausschließlich nur um die sportliche Betätigung, sondern ebenso um die Möglichkeit, sich zugehörig zu fühlen, sich zu ehrenamtlich einzusetzen, sich demokratisch zu beteiligen und für eine größere Sache einzusetzen.

Der Sportverein unterscheidet sich von anderen Organisationen durch 5 spezifische Merkmale (Heinemann/Horch 1981: 124 f. ) - das sind:

  • Die Freiwillige Mitgliedschaft

  • Die Unabhängigkeit vom Staat

  • Die Orientierung an den Interessen der Mitglieder

  • Die Demokratische Entscheidungsstrukturen

  • Die ehrenamtliche Mitarbeit

    Und hier taucht schon ein interessantes Spannungsfeld auf – dieses zwischen der Orientierung an den Interessen der Mitglieder und der ehrenamtlichen Mitarbeit durch die Mitglieder.

Um dieses Spannungsverhältnis noch etwas zu verschärfen: Weitere Merkmale der Sportorganisation (Nagel 2006: 24 f.) sind die „Rollenidentität zwischen Anbieter und Nachfrager der Vereinsleistung“ und das „Solidarprinzip im Sinne der Sicherung eines breiten Leistungsspektrums auf Basis eines pauschalen Mitgliedsbeitrages“.

Mir scheint es, als dass es für viele nur noch die eine Seite dieser Medaille gibt, dass es sich viele gemütlich eingerichtet haben – in der Rolle des Nachfragenden.

Doch wer ist dann der Anbietende? Der Verein als eine Art Dienstleister, als eine Art Fitness-Studio? Der Verein mit seinen Angestellten, die sich um alles kümmern müssen?

Diese Haltung, die ich durchaus wahrnehme, zeigt sich unter anderem im Umgang mit dem Clubheim, mit den Kabinen oder dem Trainingsmaterial. „Irgendjemand wird sich schon darum kümmern“. Klar ist das die angenehmere Rolle. Verständlich - insbesondere in der heutigen Zeit, die zunehmend „stressiger“ wird, in der der Leistungsdruck wahrnehmbar ansteigt, in der privat der Wunsch nach Auszeiten größer wird.

Doch, wenn diese Einstellung zunimmt, so gibt es mehrere Wege, die in Zukunft beschritten werden könnten:

» Eine Entwicklung hin zu einer „Klein-Sparte“:
Die Leistung kann nicht mehr für alle angeboten werden, da es zu wenige Ehrenamtler*innen gibt. Die Sparte schrumpft also (erheblich), sodass die aktiven Ehrenamtler*innen nicht überlastet werden.

» Eine Entwicklung hin zu einem „kommerziellen Fußball-Anbieter“:
Die Leistung kann weiter angeboten werden, sie wird aber teurer, denn die Sparte wird dann vermehrt mit hauptamtlichen Mitarbeitern organisiert.

Schon jetzt haben die meisten Ehrenamtler*innen Doppel-Funktionen oder auch mehrere Rollen: Sie sind Trainerin und Trainer von zwei Mannschaften, sie sind Trainerin und Trainer und leitend im Jugendfußballausschuss, sie sind Trainer und Platzwart, sie sind Trainer und Spartenleiter, sie sind Trainer und Vorstandsvorsitzender - Ich könnte so weiter machen.

Wie lange soll das noch gut gehen?
Daher möchte ich an alle appellieren und darum bitten, diesen Appell innerhalb des Vereins weiterzutragen:
Unterstützt, wo ihr nur könnt. Nehmt den Ehrenamtler/innen Aufgaben ab. Übernehmt mal ein Ehrenamt für ein paar Jahre.

An die Mitglieder der Sparte ab 18 Jahre, die gemäß der Beitragsordnung einen Platzdienst leisten müssen: Zwei Stunden in einem Jahr helfen ungemein und sind nicht zu viel verlangt.
Auch das Leiten eines Jugendspiels als Schiedsrichter/in ist nicht unmöglich. An dieser Stelle möchte ich ganz besonders hervorheben, dass Johann Lassen aus der D-Jugend und Mattis Deinert aus der C- Jugend in den nächsten Wochen mehrere Spiele leiten werden.

Allen, die mehr machen, als selbstverständlich: DANKE!

Ich wünsche der Fußballsparte und unserem Verein als "formal organisierter Erlebnisgemeinschaft“, ein gelingendes Fortbestehen (Schimank 2005: 23 ff.). Für diese Gemeinde, dieses Amt, diese Region erfüllt der Sportverein unverzichtbare Funktionen:
Dies sind unter anderem: Soziale Integration, politische Bildung oder das bürgerschaftliche Engagement (Nagel 2006: 29).

Und damit komme ich auch zu meinem Schluss-Appell:
Der Verein erfüllt für das Amt Langballig und seine umliegenden Gemeinden wesentliche Funktionen, die es zu erhalten gilt.
Vom Amt Langballig wünsche ich mir daher ebenfalls wieder mehr Unterstützung in Form von Ressourcen, wenn es darum geht, unseren Mitgliedern eine geeignete Infrastruktur auf dem Sportgelände in Streichmühle anzubieten.

Die drei Sportplätze, die Kabinen im Clubheim, vielleicht in der Zukunft auch ein Kunstrasenplatz – Die Pflege, Instandhaltung und das Anschieben sowie Umsetzen neuer Projekte müssen aus meiner Sicht wieder mehr Gewicht auf Seiten des Amts Langballig bekommen.

Dieser Sportverein muss für seine Anwohner*innen und die, die es noch werden (wollen) wieder attraktiver werden.

Dieser Verein ist nämlich nicht selbstverständlich.

Danke, Euer Mitja


Literatur:

Borggrefe, Carmen/Cachay, Klaus/Thiel, Ansgar (2012): Der Sportverein als Organisation. In Apelt, Maja/Tacke, Veronika (Hrsg.): Handbuch Organisationstypen, Springer Fachmedien. Wiesbaden 2012

Heinemann, Klaus/Horch, Heinz-Dieter (1981): Soziologie der Sportorganisation. In: Sportwissenschaft 11. 123 – 150

Nagel, Siegfried (2006): Sportvereine im Wandel. Akteurtheoretische Analysen zur Entwicklung von Sportvereinen. Schorndorf: Hofmann

Schimank, Uwe (2005): Der Vereinssport in der Organisationsgesellschaft. Organisationssoziologische Perspektiven auf ein spannungsreiches Verhältnis. In: Alkemeyer, Thomas/Rigauer, Bero/Sobiech, Gabriele (Hrsg.): Organisationsentwicklungen und De-Institutionalisierungsprozesse
im Sport. Schorndorf: Hofmann. 22 – 44

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